Infosperber 25.9.23

Schweizer Top-Winzerin erringt Teilerfolg gegen Strassenbauer

Für den pensionierten Polizisten Ronald Wüthrich ist eine Welt zusammen gebrochen. Mit Unterstützung seiner Pensionskasse konnte er vor 14 Jahren ein kleines Häuschen direkt am Bielersee kaufen – und wollte dort mit seiner Frau den Lebensabend verbringen. Seit kurzem weiss er: Daraus wird wohl nichts, er muss eine neue Bleibe suchen. Das Bundesamt für Strassen (Astra) will sein Heim abreissen, um dort für ein paar Jahre einen Bauinstallationsplatz für den geplanten Autobahntunnel zur Umfahrung von Twann zu errichten. Das Bundesverwaltungsgericht hat Wüthrichs Einsprache kürzlich vollumfänglich abgewiesen. Jetzt zweifelt der einst treue Staatsdiener am Staat. 

Wüthrich ist einer von sechs direkt betroffenen Einspracheberechtigten, die sich seit vier Jahren juristisch gegen den Autobahnbau mitten in der geschützten Reblandschaft zwischen Twann und Wingreis wehren. Eine von ihnen, die Schweizer Spitzenwinzerin Anne-Claire Schott, hat nun in mehreren Punkten einen beachtlichen Teilerfolg erzielt: Die Richter haben ihre Beschwerde teilweise gut geheissen. Sie haben in ihrem 86 Seiten starken Urteil gegen den Willen von Astra und Tiefbauamt weitere Schutzmassnahmen für ihre biodynamisch kultivierten Rebberge verfügt und zusätzliche Entschädigungen festgelegt. Weitere Forderungen nach einer Prüfung von alternativen Streckenvarianten und einer Verkleinerung der Baustelleninstallation mit einer 800 Meter langen betonierten Zufahrtsstrasse mitten durch den Rebberg haben sie abgewiesen. 

Baustart soll schon in vier Jahren erfolgen

Und doch wird auch Schott ihren Entscheid schweren Herzens nicht ans Bundesgericht weiterziehen, wie sie gegenüber Infosperber bestätigt: Rechtlich sei sie an Grenzen gestossen, die Erfolgschancen seien zu gering, der Druck auf die kleine Oppositionsgruppe gross. Ethisch-moralisch fühlt sie sich unrecht behandelt: «Es ist nicht richtig, dass meine Generation den Netzbeschluss aus den 60er Jahren ausbaden muss», sagt Schott: «Beim Entscheid zur Linienführung waren wir Kinder oder Teenager und hätten damals einsprechen müssen – das ist unfair.» 

Ganzer Infosperberartikel lesen

Schweizer-Top-Winzerin-erringt-Teilerfolg-gegen-Strassenbauer-infosperber