Kommentar von N5-Bielersee so nicht!

Debatte statt Diffamierung!

Der geplante Twanntunnel war von Anfang an umstritten und ein Murks. 1992 wurde das Projekt erstmals zurückgestellt, weil zu teuer. Ein Argument, das heute wohl noch stärker gelten würde als damals: Im Sommer 2019 vermeldete das Bieler Tagblatt eine «Kostenexplosion beim Twanntunnel»: Statt der ursprünglich budgetierten 168 Millionen wurden neu 227 Millionen Franken für das Projekt veranschlagt…

Doch problematisch sind nicht in erster Linie die Kosten des Projekts, sondern dessen zerstörerische Wirkung auf die schützenswerte Landschaft. Deshalb wehrten sich der Heimatschutz und die Stiftung Landschaftsschutz Schweiz SLS zweimal gegen die ursprüngliche Variante des Ostportals – und bekamen 2011 und 2016 vor dem Bundesverwaltungsgericht Recht.

Im Sommer 2019 verkündeten die Schutzorganisationen und das Berner Tiefbaumant schliesslich, man habe sich im Rahmen eines «modellhaften» Vorgehens auf eine landschaftsverträglichere Variante geeinigt. Allerdings ist und bleibt auch diese Variante das Resultat einer längst überholten, veralteten Verkehrsplanung und ist somit problematisch.

Kommt hinzu, dass in der Zwischenzeit das Westast-Projekt in Biel und Nidau definitiv abgeschrieben wurde, was sich selbstverständlich auch auf den Verkehr am linken Bielerseeufer auswirkt. Es ist deshalb zwingend, dass man auch beim Twanntunnelprojekt noch einmal über die Bücher geht.

Sogar die Stiftung Landschafsschutz Schweiz, die den Twanntunnel-Kompromiss miterarbeitet hatte, plädiert deutsch und deutlich für ein Überdenken. So schreibt sie in ihrer Medienmitteilung vom 12.Februar 2020: «Statt den Mehrverkehr in Tunnels abzuleiten, sollte der Verkehr auf der ganzen Achse am Bielersee mittels Managementmassnahmen auf ein für die Bevölkerung erträgliches Mass beschränkt werden. (…) Zu diesem Zweck sollten die Gemeinde und Region bei Kanton und Bund erwirken, dass der Abschnitt der N5 am linken Bielerseeufer in die Liste der Strassen gemäss Anhang 3 der Nationalstrassenverordnung aufgenommen wird, für die die Kantone Verkehrsmanagementpläne zu erstellen haben. Damit würde auch der Druck auf den Stadtraum Biel reduziert.»

Damit hat die Stiftung Landschaftsschutz zentrale Forderungen unserer Gemeindeinitiative bereits vor eineinhalb Jahren vorweggenommen. Logische und für Twann-Tüscherz wichtige Forderungen, die der gegenwärtige Gemeinderat mit seiner Drohung, die Gemeindeinitiative für ungültig zu erklären, zurückweist. 

Die Meinungen in dieser Causa gehen naturgemäss weit auseinander, wie auch den Leserbriefen im Bieler Tagblatt vom 16. Oktober zu entnehmen ist. Die dank der Initiative des Komitees «N5 Bielersee so nicht!» endlich aufkeimende Debatte im Dorf und darüber hinaus darf nun aber nicht mit Anschuldigungen und Diffamierungen im Keim erstickt werden. Das wäre verantwortungslos und schade.

Angesichts der neuen Ausgangslage in Biel und der dringenden Zukunftsfragen ist es nicht nur ein Gebot der Stunde, nach neuen, innovativen Lösungen für die Verkehrsprobleme zu suchen. Es bietet sich jetzt und heute auch eine einmalige Chance dafür!